Chinesisch lernen – der ultimative Lernansatz!
Chinesisch – die schwerste Sprache der Welt?
Wenn ich Leuten erzähle, dass ich Chinesisch spreche, ist das Staunen erstmal groß. Chinesisch lernen – ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, dann mit Sicherheit wohl erst nach sehr vielen Jahren harten Lernens?
In diesem Blogpost werde ich dir von meinen Erfahrungen berichten und dir ein realistisches Bild vom Alltag des Chinesischlerners geben. Außerdem habe ich ein ausführliches Video auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht:
Die einfachen Aspekte der Sprache
Beim Chinesisch lernen wirst du ganz andere Probleme antreffen als beim Erlernen anderer Sprachen. Bevor wir zu den Schwierigkeiten des Lernens kommen (und wie du diese Überwinden kannst) – hier erst einmal einige verblüffend einfache Aspekte des Chinesischen:
Grund 1: Chinesische Grammatik – erfrischend einfach
Grammatik lernen bringt den wenigstens Menschen Spaß – hier liegt einer der größten Vorteile des Chinesischen: Es gibt so gut wie keine komplizierten Grammatikregeln! Es gibt z.B. weder Verbkonjugationen, noch Deklinationen von Fällen (wie Akkusativ, Dativ o.ä.).
Hier zwei Beispiele mit wortwörtlichen Übersetzungen:
Ich lese nicht gerne Bücher.
我不喜欢看书 wǒ bù xǐ huān kàn shū
Ich nicht mögen lesen Buch (Wortwörtliche Übersetzung)
Ich kam gestern nach Hause.
我昨天回家了。wǒ zuótiān huí jiā le.
Ich gestern zurückkehren Zuhause. (Wortwörtlich)
Grund 2: Einheitliches Hochchinesisch + Untertitel
Die größte Challenge beim Chinesisch lernen war meist, die älteren Leute zu verstehen. Diese reden nämlich oft ein recht gebrochenes Hochchinesisch, da deren Muttersprache meist ihr örtlicher Dialekt ist.
Heutzutage sprechen aber fast alle Leute jüngeren und mittleren Alters sowie die Medien astreines Hochchinesisch (普通话).
Das ist schon erstaunlich, da beinahe jeder Ort seinen eigenen Dialekt hat. Doch mit der Zeit setzte sich das einheitliche Hochchinesisch durch, v.a. durch die Schulen, Universitäten und Medien.
Heutzutage ist es außerdem ein großer Vorteil, dass viele Sendungen des chinesischen Fernsehens (CCTV) oftmals schon mit Untertiteln ausgestattet sind. Dies hilft beim Sprachen lernen ungemein.
Grund 3: Logische Wortkreationen der chinesischen Sprache
Im Chinesischen gibt es viele Wörter, die recht intuitiv verständlich und bildlich sind.
Einige Beispiele:
火车 „Feuerfahrzeug“ – Bahn
自行车 „selbstgehendes Fahrzeug“ – Fahrrad
手机 „Handmaschine“ – Handy
电脑 „elektrisches Gehirn“ – Computer
红绿灯 „rot-grünes Licht“ – Ampel
机器人 – „Maschinenmensch“ – Roboter
Oft kommen diese Wortkreationen bei neueren Begriffen vor.
Grund 4: Beim Chinesisch lernen ist die Aussprache kein großes Problem
Die Aussprache soll kein Problem sein? Auf den ersten Blick hört sich das Chinesische natürlich recht fremd an.
Das Gute ist: Es existiert eine Tabelle mit allen möglichen Silben. Wenn du alle Silben dieser Tabelle beherrscht, kannst du JEDES Wort des Chinesischen perfekt aussprechen.
Meiner Erfahrung nach gibt es nur eine Hand voll Silben, die wirklich Probleme machen. Dies wäre zum Beispiel der Buchstabe „r“ oder der Unterschied zwischen zh, ch und sh. Die meisten Laute existieren aber auch in der deutschen Sprache.
Grund 5: Die chinesischen Schriftzeichen sind logischer, als man annehmen würde
Die Schriftzeichen sind sicherlich nicht er einfachste Aspekt der chinesischen Sprache – im Gegenteil. Dennoch sind sie logischer und einfacher zu erlernen, als ich es vorher vermutet hätte.
Zunächst muss ich sagen: Die Schriftzeichen sind kein riesiges Wirrwarr. Komplizierte Schriftzeichen sind z.B. eine Kombination aus mehreren, kleineren Schriftzeichen. Außerdem ist es oft möglich, die grobe Bedeutung eines Wortes nur anhand des Schriftzeichens zu erraten.
Einige Beispiele: 手 bedeutet Hand. Dieses Schriftzeichen wirst du in sehr vielen Verben wiederfinden, deren Bedeutung etwas mit der Handnutzung zu tun hat. Dann wird dieses Schriftzeichen an die linke Seite gesetzt und verändert seine Form. Wie bei diesen Verben:
拉 – ziehen
擦- wischen
扔 – werfen
打 – schlagen
Die ersten Schriftzeichen sind sicherlich die härtesten. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass es mit der Zeit immer einfacher wird, sich neue Schriftzeichen zu merken. Das liegt daran, dass es eine begrenzte Anzahl an „Grundelementen“ (auch Radikale genannt) gibt, aus denen alle Schriftzeichen zusammengesetzt sind.
Du siehst die gleichen Elemente also wieder und wieder, du kombinierst viele Schriftzeichen, die du bereits gelernt hast, zu neuen. Mit der Zeit hast du einen so großen Fundus an Schriftzeichen, dass neue Schriftzeichen mit Sicherheit nur eine Kombination aus dir schon bekannten Zeichen sind.
Also – alles easy?
Nein, das kann man so natürlich nicht sagen. Nicht zu Unrecht hat Chinesisch den Ruf als schwer zu erlernende Sprache. Was macht sie nun so schwierig?
1. Chinesische Schriftzeichen
Moment, hatte ich nicht eben gesagt, dass sie einfacher sind, als die meisten denken?
Ja, das schon – aber nichtsdestotrotz ist es im Vergleich zu westlichen Sprachen natürlich ein ungeheurer Mehraufwand, ein paar tausend Schriftzeichen zu lernen.
Vor allem in diesem Bereich ist es extrem einfach, viel Zeit zu verschwenden. Das wichtigste wird sein, das du die Grundstruktur der Zeichen verstehst.
Ich habe hierzu ein kleines Video auf meinem YouTube-Kanal veröffentlicht:
2. Chinesisches Vokabular
Auch wenn das Vokabular – wie oben beschrieben – teilweise an sich sehr logisch aufgebaut ist, fehlt uns hier bei 99,99% der Wörter jeglicher Bezug zu westlichen Sprachen.
Während wir in allen westlichen Sprachen extrem viele Wörter romanischen oder griechischen Ursprungs finden, gibt es im Chinesischen so gut wie kein Wort, dass uns sofort verständlich wäre.
Dementsprechend ist es deutlich schwerer als in anderen Sprachen, uns überhaupt etwas zu merken. Im Chinesisch Selbstlernsystem haben wir dafür ein ausgeklügeltes Karteikartensystem entwickelt mit über 2.500 Sätzen, die alle von Muttersprachlern geschrieben wurden.
In diesen wird jeweils ein Wort im Kontext vorgestellt – inkl. Audio und deutscher Übersetzung.
Für mich war Anki (das Karteikartensystem) damals ein echter „Gamechanger“ – du kommst damit eigentlich nicht darum herum, dir irgendwann Wörter und ganze Sätze zu merken und anwenden zu können.
Denn das System funktioniert nach dem Spaced Repetition System – du siehst den Satz heute, dann in 2 Tagen, dann 5 Tage danach, dann 11 Tage danach (als Beispiel) – und immer so weiter. Die Abstände werden immer größer, aber so ist garantiert, dass du dir die Sachen WIRKLICH merkst.
Ich garantiere dir, dass es kaum möglich ist, auf anderem Wege sich wirklich „nachhaltig“ Wörter merken zu können.
Mich hat damals in meinem Chinesisch Studium v.a. Anki nach gut 1 ½ Jahren zu HSK 6 geführt – der höchsten Chinesischprüfung! Damals habe ich alles in großer Arbeit selber für mich erstellt (jeden einzelnen Satz) – für das Chinesisch Selbstlernsystem wurde es deutlich professioneller von Muttersprachlern gemacht.